Von 1854 bis 1873 regierte König Johann I. (1801–1873) als Katholik das mehrheitlich protestantische Königreich Sachsen. Der Monarch, der Dantes Göttliche Komödie ins Deutsche übertrug, wirkte nicht zuletzt als Kenner und Förderer der Wissenschaften. In Leipzig suchte er mehrmals den Kontakt mit dem weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Orientalisten Julius […]
Am 25. November 1848 würdigte Julius Fürst in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift Der Orient den in Wien hingerichteten Revolutionär Robert Blum als Kämpfer für die „Freiheit sans phrase“. Gleichzeitig warnte der jüdische Universitätslehrer davor, dass nach der Niederlage der Revolution in Wien die Juden der Schuld für den Aufruhr […]
Traditionell galt Wissen im Judentum als hoher Wert. Bis zur Haskala, der jüdischen Aufklärung, umfasste dieser Wissensbegriff vornehmlich die Kenntnis religiöser Glaubensinhalte sowie heiliger und ritueller Schriften in hebräischer Sprache.[1] Seit dem Ende des 17. Jahrhundert entwickelte sich in Mitteuropa ein breiteres Interesse an den Bildungskulturen der Umgebungsgesellschaften und damit auch […]
Die Universität Leipzig nahm im sächsischen Königreich eine herausragende Stellung ein. Zur Illustration dieser Rolle rief der Rechtshistoriker Eugen Rosenstock-Huessy (1888–1973) während einer 1950 gehaltenen Rede über „Das Geheimnis der Universität“ eine einprägsame historische Beobachtung auf: Während in Preußen bei offiziellen Zeremonien des Königshauses der Universitätsrektor erst hinter dem jüngsten […]
Im Frühjahr 1848 erreichten die Ausläufer der französischen Februarrevolution Sachsen. Im Zuge der Ereignisse sah sich König Friedrich August II. (1797–1854) zur Einsetzung einer liberalen Regierung gezwungen, die schnell versuchte, grundlegende Forderungen, etwa nach Versammlungs- und Pressefreiheit durchzusetzen und feudale Vorrechte abzubauen.
Noch im 18. Jahrhundert bot das Studium der Medizin die einzige für Juden wählbare akademische Ausbildung.[1] Mit Verbreitung der jüdischen Aufklärung (Haskala) im deutschsprachigen Raum wurden in jüdischen Gemeinden bevorzugt Mediziner angestellt, die an Universitäten diplomiert hatten. Der Beruf des Arztes sicherte in der Regel einen hohen Verdienst und einen […]
Früher als in anderen wissenschaftlichen Disziplinen konnten sich jüdische Mathematiker an der Spitze des Fachs etablieren. Die besonders stark ausgeprägte Orientierung an rationalen Kriterien in der Mathematik sowie ihr über nationale und religiöse Grenzen hinausgehender universeller Anspruch ließen antijüdische Vorbehalte weniger stark zur Geltung kommen.[1] (Diagramm 9) Bereits 1859 wurde […]
Physik Im Laufe des 19. Jahrhunderts befeuerten wissenschaftliche Entdeckungen den Glauben, die Natur verstehen und beherrschen zu können. Das Fachwissen nahm rasant zu, neue Teildisziplinen entstanden und mit der schnell voranschreitenden Industrialisierung wuchsen neue praktische Anwendungsfelder. Dieser Fortschritt prägte das Weltbild vieler Zeitgenossen und schlug sich in einem enormen Wachstum […]
Am 11. November 1933 versammelten sich in der Leipziger Alberthalle mehrere Tausend Akademiker und bekannten sich demonstrativ zu Adolf Hitler.[1] Organisiert wurde das Ereignis vom Nationalsozialistischen Lehrerbund und der Landesuniversität in Vorbereitung auf die einen Tag später stattfindende Volksabstimmung über den Austritt des Deutschen Reiches aus dem Völkerbund. Einen schriftlichen […]
Am 18. April 1945 erreichten amerikanische Truppen Leipzig. Schon wenige Tage später erlaubten die provisorischen Besatzungsbehörden erste Schritte in Richtung einer Wiedereröffnung der Universität. Am 1. Mai 1945, also noch vor der endgültigen Kapitulation der deutschen Streitkräfte, erteilten sie die Erlaubnis zur Wahl eines neuen Rektors.[1] Zwei Wochen später wurde […]